Si-Satchanalai-Historical Park - Wat Chang Lom
Bei meinem letzten Aufenthalt in Bangkok hatte ich auf Empfehlung einer Agentur einen älteren Reiseführer, der sich
Mr. Wat nannte, kennen gelernt. Er zeigte mir bei meinem Besuch sein Auto und wir besprachen eine mögliche Route für eine Nordthailand-Rundreise. Er wirkte zwar schon gesundheitsmäßig ein wenig angeschlagen, doch seine Erfahrung sollte für ihn sprechen, dachte ich mir und engagierte ihn kurzerhand. Nach sieben Tagen in Sukhothai holte mich Mr. Wat mit seinem Toyota-Van vom Resort ab und wir starteten die Tour. Als erste Zwischenstation visierten wir die Stadt
Lampang etwa 200 Kilometer nördlich von Sukhothai an. Wir bewegten uns dabei im oberen
Menam-Becken, das gemeinsam mit dem unteren Menam-Becken die Reiskammer und das historische Kerngebiet der Thai bildet. In dieser fruchtbaren Ebene nördlich von Bangkok befinden sich auch die Ruinenstädte der alten
Königreiche Sukhothai und
Ayutthaya, die ich bereits beide besucht hatte. Die Region ist gegenwärtig die wohlhabendste und am dichtesten bevölkerte von ganz Thailand. Wohin mein Auge auch blickte, überall waren hellgrüne Reisfelder und im Westen eine niedere Bergkette zu sehen.
Si-Satchanalai-Historical Park - Wat Chang Lom
Noch vormittags erreichten wir den
Si-Satchanalai-Chalieng-Geschichtspark, der ebenfalls
UNESCO Welterbe ist. Die Ruinen des Parks können zwar nicht mit der Pracht von Sukhothai mithalten, sind aber dennoch in einigen Bereichen sehr interessant. Als das Königreich Sukhothai im 13. Jahrhundert seine Machtposition im Menam-Becken mit der Gründung einer Reihe von abhängigen Satellitenstädten festigte, war Si Satchanalai die bedeutendste unter ihnen. Die alte Ruinenstätte liegt direkt am Ufer des
Mae Nam Yom Flusses und nur wenige Kilometer südlich der modernen Stadt Si Satchanalai. Die Anlage entspricht der eines klassischen Thai-Stadtstaates (muang) und wurde nach bestimmten kosmologischen Prinzipien angeordnet. Das Machtzentrum des Kronprinzen war von Mauern und Wällen umgeben. Scharfe Zacken um den Außengraben hatten die Aufgabe, Kriegselefanten abzuwehren. Außerhalb der Mauern lagen im Schutz eines Bergrings Wohnhäuser, Handwerksbetriebe und die vom Fluss bewässerten Reisfelder. Sukhothai und Si Satchanalai waren ehemalige Zwillingsstädte und durch eine königliche Straße verbunden. Die von einem zwölf Meter breiten Wassergraben umgebenen Ruinen teilen sich auf eine Fläche von 45 Quadratkilometern auf.
Si-Satchanalai-Chalieng-Geschichtspark - Wat Phra Si Rattana Mahathat
Als erstes besichtigte ich den kleinen
Wat Khao Phnom Phloeng, der auf einer kleinen Anhöhe mit 144 Stufen aus Laterit steht, eine ehemalige Stätte ritueller Einäscherungszeremonien. Es sind noch ein großer sitzender Buddha, ein Chedi und Säulen aus Laterit zu sehen, die das Dach der Halle trugen. Der
Wat Chedi Chet Thaeo war einst eine große und wichtige Tempelanlage, um dessen zentralen lotosförmigen Chedi sich weitere 33 Stück in verschiedenen Stilen (Lotosblütenstil, Prasat-Stil, Ceylon-Stil) gruppieren. Teilweise enthalten sie noch Buddha-Statuen. Im Herzen der Stadt bildet ein großer glockenförmiger Chedi den Mittelpunkt des
Wat Chang Lom. Diese Anlage entstand unter König Ramkamhaeng und der Chedi gilt als erster Bau im Sri Lanka-Stil des Sukhothai-Reichs, der nachfolgend vielfach kopiert worden war. Der Sockel des Chedi ist von 39 Stuckelefanten umgeben, deren Rüssel vermutlich von einfallenden Birmanen zerstört worden waren. Weitere bemerkenswerte Tempel sind der
Wat Nang Phaya, den schöne Stuckreliefs zieren und der
Wat Lak Muang, der zur Zeit der Stadtgründung erbaut worden war. Der kleine Schrein im Khmer-Stil wurde im Jahr 1907 von König Rama dem VI. besucht. Es dauerte eine ganze Weile bis ich alles gesehen hatte.
Si-Satchanalai-Chalieng-Geschichtspark - Wat Phra Si Rattana Mahathat
Währenddessen fuhr Mr. Wat mit dem Wagen jeweils ein Stück voraus und wartete auf mich. Ich stieg wieder in den Wagen und wir entfernten uns ein oder zwei Kilometer vom Geschichtspark. Im Südosten liegt
Chalieng, das noch auf die Zeit vor der Gründung von Si Satchanalai zurückgeht. Dort steht der prächtige
Wat Phra Si Rattana Mahathat, der auf drei Seiten von der engen Flussbiegung des Yom umgrenzt wird. In der relativ großen Anlage mischen sich die verschiedensten Stile. Dem ursprünglichen Sukhothai-Chedi wurde später ein riesiger Khmer-Prang übergestülpt. Daneben sitzen zwischen halbhohen Laterit-Säulen zwei große Buddha-Figuren. Vom Turm des Tempels hatte ich einen tollen Überblick auf den Fluss und die Anlage selbst. Die Stufen zum Schrein waren allerdings so steil und eng, dass ich sehr vorsichtig sein musste, denn es ging fast senkrecht in die Tiefe. Daneben stand noch ein unbekannter neuerer Tempel, der durch eine riesige Meditationshalle mit unendlich vielen Säulen auffiel. Ich streifte noch ein wenig in der Gegend umher und ging auf einer kleinen Hängebrücke über den Yom-Fluss. Auf dem schmalen Steg kamen mir Motorbiker entgegen. Das war sehr mutig.
Orangenhain zwischen Sukhothai und Lampang
Später nahmen wir ein Mittagessen in der neuen Stadt Si Satchanalei bei einem Bekannten von Mr. Wat, ehe die Reise weiterging. In dieser Gegend war es extrem heiß, und so konnte ich erstmals
Orangenhaine in Thailand bewundern. Ein Stück weiter trafen wir am Straßenrand auf eine Gruppe
Reisbauern, die gerade im Schatten Siesta hielt. Ich stieg aus und ließ mir ihre Arbeit zeigen. Sie setzten händisch Reisbündel in die nasse Erde. Dabei kann man einen höheren Ertrag erzielen als beim maschinellen Aussähen, denn da ist der Abstand zu eng und die wachsenden Pflanzen behindern sich gegenseitig. Vor Lampang ging es in die Berge, was mir angenehm war. Es kühlte eine Spur ab. Ein kurzer Halt noch an einer Raststätte und wenig später waren wir im von Bergketten gesäumten Lampang angelangt.
Mein Hotel in Lampang war ein riesiger Betonkomplex ohne jeden Charme. Die Angestellten wirkten wie Beamte und taten nicht mehr als nötig. Immerhin klappte es mit dem Internet und das Zimmer war annehmbar. Lampang ist die zweitgrößte Stadt Nordthailands und ein bedeutendes Wirtschaftszentrum.
Reisbauern zwischen Sukhothai und Lampang
Es gibt viel von historischer Bedeutung zu sehen und das ohne offenkundige Kommerzialisierung. Das empfand ich als überaus angenehm. Auf diese Weise konnte ich mich auch weit besser auf die Sehenswürdigkeiten konzentrieren. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum der Teakholzproduktion. Damals entstanden viele
Teakholzhäuser und
birmanische Tempel, die auch heute noch zu sehen sind. Lampang ist die einzige Stadt in Thailand, in der die im 19. Jahrhundert eingeführten
Pferdekutschen noch als Transportmittel dienen. Zeitig am Morgen begann dieser Tag für mich, da ein großes Programm wartete. Tagesziel war
Chiang Mai, doch bis dorthin dauerte es noch lange.
Der interessanteste Tempel von Lampang ist der
Wat Phra Kaeo Don Tao. Obwohl er bereits zur Zeit der Stadtgründung im 7. Jahrhundert entstanden sein dürfte, ist von dieser ersten Anlage nur noch der etwa fünfzig Meter hohe Chedi erhalten. Die Hauptattraktion ist der
Mondop mit dem
neungeschossigen Teakdach,
Lampang - Wat Phra Kaeo Don Tao
dem bronzenen Buddha im Mandalay-Stil und den detailreichen Schnitzarbeiten. Der berühmte Smaragd-Buddha, der im Wat Phra Kaeo in Bangkok steht, und den ich bereits bewundern konnte, wurde in den Jahren 1436 bis 1468 ebenfalls hier beherbergt. Am Gelände befindet sich weiters ein Lanna-Museum und ein Bereich für Mönche, von denen mir vor allem viele sehr junge Vertreter aufgefallen sind. Ich verließ den Tempel und wir überquerten eine schöne Brücke über einen kleinen Fluss. Wenige Minuten später waren wir beim
Wat Sri Chum, einem wichtigen Beispiel birmanesischer Kunst in Thailand, angelangt. Dieser Birmanen-Tempel im Süden der Stadt besteht weitgehend aus Teakholz und ist im Jahr 1992 bis auf seine Grundmauern niedergebrannt. Reste der Zerstörung sind noch heute zu sehen. Der kleine Tempel war zwar interessant anzuschauen, da er einem anderen Stil folgte, wirkte aber insgesamt auf mich ungepflegt. Die Mönche schien das nicht zu stören.
Ein wenig außerhalb von Lampang im Südwesten steht allerdings die bei weitem bedeutendste
Wat Phra That Lampang Luang - Haupt-Wihan
Tempelanlage der Gegend und eine der wichtigsten Nordthailands, der
Wat Phra That Lampang Luang. Diese herrliche Anlage auf einer Anhöhe an der Stelle einer Festung aus dem 8. Jahrhundert wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und ist unter anderem für ihre Wandgemälde berühmt. Schon der Aufgang über die schönen Steinstufen flankiert von zwei Nagas zum Eingangsportal ist ein Vergnügen. Eine Festungsmauer schützt das Gelände. Es gab hier mehrere Besonderheiten zu sehen. Im sehr großen an einer Seite offenen Haupt-Wihan sitzen fünf Buddha-Statuen. Im vergoldeten Ku (laotischer Prang) des Wihans thront eine goldene Buddha-Statue, ein wahrhaft prächtiges Bild. Das älteste Bauwerk der Wihan Phra Phut birgt einen kolossalen goldenen Buddha. Die Fassade und das doppelstöckige Dach sind ein Meisterwerk der Lanna-Architektur. Im Mondop befindet sich die Skulptur eines Fußabdrucks Buddhas. Das Gebäude darf allerdings von Frauen nicht betreten werden, eine Vorschrift, die ich schon öfters bemerkt hatte. Ich empfinde das als einfach
Geisterhäuser in Thailand
lächerlich und willkürlich und zweifelsohne nicht im Sinne des Erfinders sondern als eine unangemessene Interpretation. Die herrlichen schwarz lackierten und mit Goldeinlagen verzierten Säulen sind in der ganzen Anlage zu finden. Obwohl es wieder einmal rekordverdächtig heiß war, machte es großen Spaß dieses Kunstwerk zu bestaunen. Am Parkplatz außerhalb standen auch einige Pferdekutschen und warteten auf Kunden. Wir setzten unsere Fahrt fort. Die Straßen waren doppelspurig und gut, das Weiterkommen ganz einfach, wenn wir nicht so oft gehalten hätten. Es ging wieder in die Berge. Am Straßenrand gab es eine große Verkaufsstelle für
Geisterhäuser mit einem kleinen Altar. Die Häuschen sollen Glück bringen und böse Geister vertreiben. Die vorbeifahrenden Autofahrer hupten alle. Auf der Anhöhe blieben wir an einem
Mountain-Market stehen. Mr. Wat führte mich herum und ich fand sogar etwas zum Kaufen, womit ich später tagelang zu essen hatte. Rundherum lagen überall Berge, bedeutend kühler war es aber dennoch nicht.
Pyramidenförmiger Chedi des Wat Phra That Haripunchai in Lamphun
Wir fuhren in
Lamphun ein, einer kleinen Stadt etwas südlich von Chiang Mai gelegen. In der beschaulichen Atmosphäre des Ortes nahmen wir ein Mittagessen. Danach ging es für mich weiter in den
Wat Phra That Haripunchai. Mr. Wat blieb immer beim Wagen, die Wats musste ich alleine anschauen, was mich gar nicht störte. Auf diese Weise hatte ich Zeit und konnte hingehen, wohin ich wollte. Die ebenfalls sehr alte Anlage besitzt einen schönen 46 Meter hohen goldenen Chedi, der von einem neustöckigen Schirm gekrönt wird. Im Nordwesten des Areals steht ein weiterer Chedi, ein ungewöhnlicher pyramidenförmiger Bau, wie ich ihn zuvor niemals gesehen hatte. Auch an diesem Ort gab es sehr viel Schönes zu sehen. Besonders aufgefallen sind mir noch die Bibliothek mit einer von Nagas bewachten Treppe und ein offener Pavillon, der den angeblich größten Gong der Welt enthält.
Wir näherten uns dem Tagesziel und ich war schon mehr als gespannt, was mich erwartete. Chiang Mai kennt fast jeder Thailand-Urlauber und ich hatte schon viel darüber gehört, aber wie ist es wirklich? Wir fuhren durch eine ewig lange Allee mit
Gummibaum-Allee mit gelben Buddha-Bändern in Chiang Mai
riesigen alten Gummibäumen in die Stadt ein. Alle diese überaus hohen Bäume waren mit gelben
Buddha-Bändern umwickelt. Mr. Wat erklärte mir den Sinn. Durch das Band war jeder einzelne Baum vor der Rodung geschützt. Die alten Bäume verursachten gelegentlich schwere Unfälle durch ihre Äste, manchmal auch mit Todesfolge, doch die Menschen wollten sie dennoch nicht fällen lassen. Die Allee war herrlich, ich verstand das, doch wenn man betroffen wäre, dann würde alles ganz anders ausschauen, eine schwierige Situation. Die Lage der Stadt in einem Kessel ist wunderbar, das sah ich sofort und ringsum warteten die Berge. Doch Chiang Mai ist stark kommerzialisiert und das merkte ich überall. Es war schwierig, ein geeignetes Hotel zu finden, zwei Mal lehnte ich ab, erst der dritte Versuch klappte halbwegs. Alle besuchten Hotels waren unverschämt teuer und vergleichsweise mies, so etwas hat bei mir keine Chance. Von solchen Orten zieht es mich schnell wieder hinaus. Auch das Internet wollte man mir nicht garantieren.
Säulen im Lanna-Stil des Wat Chedi Luang in Chiang Mai
Chiang Mai ist die zweitwichtigste Stadt Thailands und wurde im Jahr 1292 von
König Mengrai zur Hauptstadt des
Königreichs Lanna ernannt. Das Königreich entstand zur gleichen Zeit wie Sukhothai in Nordthailand und sein Gründer Mengrai erweiterte es um birmanesische Gebiete. Es bestand 600 Jahre lang. Erst die Kriege gegen Birma und Ayutthaya im 16. und 17. Jahrhundert führten zum Niedergang. Im Jahr 1615 eroberten die Birmanen Chiang Mai für mehr als 100 Jahre zurück, wurden aber im 18. Jahrhundert von den Truppen Siams und Lannas wieder vertrieben. Lanna blieb bis ins 19. Jahrhundert selbstständig. Chiang Mai gilt als die Rose des Nordens und war in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Eldorado für Rücksackurlauber gewachsen. Dieses Backpacker-Image schüttelt die Stadt derzeit mit dem Bau stilvoller Hotels der höheren Preisklasse und neuer Restaurants sukzessive ab. Leider konnte ich bei meinen Versuchen ein vernünftiges Hotel zu finden, diese Tendenz nicht wahrnehmen. Die Preise lagen für die gebotene Qualität deutlich zu hoch. Die Lage der Stadt ist allerdings atemberaubend und ich konnte verstehen, warum so
Tha Phae Tor in Chiang Mai
viele Menschen von ihr schwärmten. Sie liegt im Ping-Tal in einer Ebene umgeben von Bergen. Es gibt zahllose prachtvolle Tempelanlagen, lebhafte Märkte und ein turbulentes Nachtleben. Die meisten Tempel stammen aus der Zeit zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert, als die Stadt ein bedeutendes religiöses Zentrum war. Viele Wats wurden jedoch von den Birmanen umgebaut. Die Architektur Chiang Mais spiegelt den deutlichen Ausdruck des
Lanna-Stils, den auch ein Laie schnell erkennen kann.
Als ich in der Früh vom Straßenlärm geweckt wurde, schien bereits die Morgensonne auf die umliegenden Berge. In der Ferne konnte ich am dicht bewaldeten
Bergmassiv Doi Suthep schon den
Wat Phra That Doi Suthep eine hochverehrte buddhistische Tempelanlage in Nordthailand ausnehmen. Wir wollten zwei Nächte in Chiang Mai bleiben, doch ich beschloss, mein Hotel zu wechseln. Die Lage des Hauses war zwar gut direkt an der alten Stadtmauer und nahe zum Zentrum, doch die
Reste des Chedis des Wat Chedi Luang in Chiang Mai
Lieblosigkeit meines engen quadratischen Zimmers mit einem hineingepferchten Bad und WC wollte ich nicht länger erdulden. Da kein Frühstück mitangeboten wurde, checkte ich aus und verstaute mein Gepäck im Wagen. Dann schritt ich an der schönen alten Stadtmauer entlang und trat durch das
Tha Phae Tor auf die andere Seite. Das kolossale Tor ist sicher an die sieben Meter hoch und die anschließende Mauer nur ein wenig niedriger. Das Gate datiert aus dem Jahr 1296 und liegt an der Ostseite. In den Jahren 1985 bis 1986 wurden Tor und Mauer nach vorliegenden historischen und archäologischen Belegen wunderbar restauriert. Bei diesem Tor beginnt auch die Shopping-Meile von Chiang Mai mit Kaufhäusern, Buchläden und Kunsthandwerksläden. Danach fuhren wir zum
City Arts & Cultural Centre, wo Mr. Wat den Wagen parkte. Gleich daneben besorgte ich mir ein ausgiebiges Frühstück und besuchte anschließend das moderne Museum. Eine einleitende Video-Präsentation zeigte die Geschichte der Stadt bis in die Gegenwart. Ich durchschritt die zahlreichen Säle in zwei Etagen und
Wat Chedi Luang in Chiang Mai
machte mich durch die vielen Ausstellungsstücke, Modelle, Lagepläne und audio-visuellen Darbietungen mit den Entwicklungen seit früher Zeit, wo es schon Besiedelungen gab, vertraut. Besonders interessant fand ich, zu erfahren, wie es König Mengrai geschafft hatte, die beiden Fürstentümer in den Tälern des Kok und Ping Flusses zu vereinen.
Nächstes Highlight war der Besuch einiger der schönsten Wats der Stadt. Den Beginn machte der
Wat Chiang Man, der bereits von König Mengrai zum Tempel bestimmt wurde. Besonders sehenswert und auffällig sind die im Lanna-Stil erbauten Pfeiler und der von Steinelefanten umgebene Chedi. Im Wihan sitzt eine bekannte Buddha-Statue und es sind einige interessante Wandgemälde zu sehen. Der über 600 Jahre alte
Wat Chedi Luang ist die größte Pagode des Lanna-Thai Königeichs und wurde an der Stelle errichtet, an der König Mengrai im Jahre 1317 von einem Blitzschlag getötet wurde. Auch hier gibt es wundervolle Lanna-Pfeiler zu bewundern. Der immer noch
Wat Phra That Doi Suthep im Doi-Suthep-Doi-Pui-Nationalpark oberhalb von Chiang Mai
gewaltig anmutende Chedi, der einst 90 Meter hoch war, wurde 1465 bei einem Erdbeben stark beschädigt. Er ist von Elefanten gesäumt und auf den Seiten der Aufgänge wachen mächtige Naga-Schlangen. Auf dem Areal befinden sich noch die Mahamakut Buddhist University und ein Lanna-Campus. Der Höhepunkt des Tages war jedoch zweifellos der Besuch des
Wat Phra That Doi Suthep. Er liegt ein wenig unter dem Gipfel (1676 m) des gleichnamigen Bergmassivs im Doi-Suthep-Doi-Pui-Nationalpark. Bereits die Anfahrt gestaltete sich zum Erlebnis. Eine herrliche Straße führt auf den Berg und bald legten wir den ersten Stopp beim kleinen
Huay Keaw Wasserfall ein. Ein steiler Pfad schlängelt sich zur oberen Plattform des Wasserfalls. Ich begnügte mich allerdings damit, das kleine Naturwunder von unten zu erleben. Bei der Straßenabzweigung lag wieder ein Heiliger Platz, bei dessen Passieren die meisten Autofahrer kurz hupten. Ein zweites Mal hielten wir bei einem fantastischen Aussichtspunkt. Von dieser Stelle aus konnte man das herrlich gelegene Chiang Mai in vielen Details übersehen und eine gute Orientierung gewinnen. Die Bergstraße war steil und es kühlte
Wat Phra Sing - Bibliothekspavillon in Lanna Architektur in Chiang Mai
ein wenig ab. Ich sah auch einige wirklich stark fahrende Mountainbiker den Weg hinauf nehmen. Am Eingang zum Aufstieg auf den Wat standen Souvenirläden und Restaurants dicht nebeneinander gedrängt. Ich folgte den 304 Naga-Stufen bis zum Tempeleingang. Im äußeren Rundgang gibt es zahllose kleine und größere Details zu sehen. Mit den Tempelglocken, von denen es zwei verschiedene Reihen gibt, wurden früher Mönche und Laien zum Gebet gerufen. Viele Besucher ließen die Glocken durch ihre Hände erklingen und hofften dabei auf Glück im Leben. Vom äußeren Rand der Anlage lässt sich erneut ein toller Panorama-Blick auf Chiang Mai und über die Wälder des Nationalparks gewinnen. Die wahre Pracht des Tempels zeigte sich erst innerhalb der umfriedeten Teile. Der vergoldete Chedi im Lanna-Stil ist von vier ebenfalls mit Blattgold versehenen Schirmen an den Ecken umgeben. Die Wirkung bei Sonnenlicht ist einfach fantastisch. Im Haupt-Wihan sitzt eine große goldene Buddha-Statue, um die sich mehrere kleinere gruppieren. Es dauerte eine ganze Weile bis ich alle Gebäude mit ihren Reliquien betrachtet und genossen hatte. Der Wat wird
Warorot Markt in Chiang Mai
auch von vielen Thailändern als Symbol für die Lanna-Kultur angesehen. Am späten Nachmittag gingen wir in Chiang Mai in ein Restaurant, das Mr. Wat als besonderen Tipp parat hatte. Und ich musste zugeben, dass das Abendessen mit herrlichen kleinen Pilzen und Reis das Beste war, das ich seit ewigen Zeiten in Thailand gegessen hatte.
Nach einer weiteren Nacht in einem schlechten aber wenigstens nicht teuren „Hotel“ war der letzte Tag in Chiang Mai angebrochen. Der Besuchsreigen startete mit dem größten Tempel der Stadt, dem
Wat Phra Sing. Diese wunderschöne Anlage mit Baubeginn im Jahre 1345 ist ein erstklassiges Beispiel für die Lanna-Architektur. Der Bot stammt allerdings aus dem Jahr 1600. Der mit Wandbildern von Alltagsszenen dekorierte Wihan Lai Kham (Goldene Halle) beherbergt den verehrten goldenen Phra Buddha Sing, der angeblich ursprünglich aus Sri Lanka an diesen Ort gebracht worden war. Der umwerfende Bibliothekspavillon (Ho Trai) zählt zu den
Chiang Rai - Wat Rong Khun
schönsten Lanna-Bauten überhaupt. Rund um den
Warorot-Markt, den ich danach besichtigte, herrschte das komplette Verkehrschaos. Ich hatte das Gefühl, alle Wägen fuhren im Kreis, um sich wieder in die Schlange durch den Markt einreihen zu können. Der überdachte Markt bietet ein breites Produktspektrum bis hin zu Kunsthandwerk und Goldschmuck. Zusätzlich bietet Chiang Mai einen etwas teureren Nachtbasar, dessen Besuch ich mir aber gespart hatte. Dieses Gedränge auf den zahllosen Märkten bei oft schmutzigen Bedingungen ist nicht so meine Sache. Am besten gefielen mir noch die vielen bunten Blumengestecke. Parallel zum Markt verläuft der
Ping-River entlang dessen Ufer ich einen kurzen Spaziergang unternahm. Auch der Provinz-Gouverneur hat hier am Fluss ein wenig von der Straße zurück versetzt seine Residenz, wie einem Hinweisschild zu entnehmen war. Mir wäre dieser Platz zu laut gewesen.
Mein Bedarf an Chiang Mai war damit vollkommen gedeckt und
Chiang Rai - Wat Rong Khun
ich war froh, als wir zu Mittag in das weiter nördlich liegende
Chiang Rai aufbrachen. Chiang Mai ist zwar eine sehr schöne Stadt, doch die Überkommerzialisierung mit ihren unangenehmen Folgen hatte mich abgeschreckt. Die Straßen waren gut und wir fuhren meist entlang der Berge nach Norden. Nicht mehr allzu weit von Chiang Rai entfernt stoppten wir kurz bei ein paar
heißen Schwefelquellen. Es gab einen Springbrunnen, einen Bachlauf und einen kleinen Wasserfall zu sehen. In einem betonierten schmalen heißen Kanal nahm ich ein Fußbad. Neben dem großen Platz mit den Quellen und den Verkaufsläden stand eine Bauruine im Khmer-Tempel-Stil. Ein findiger Geschäftsmann aus Bangkok wollte hier einen Hotelkomplex aufstellen, war jedoch gescheitert. Übrig blieb die nutzlose Ruine. Neben der Straße verliefen später endlose grüne Reisfelder entlang den nahen Bergen. Zu meiner Überraschung wartete vor der Einfahrt nach Chiang Rai noch eine Top-Attraktion auf mich. Obwohl ich in der Zwischenzeit schon hunderte Tempel in verschiedenen Ländern gesehen
Chiang Rai - Wat Rong Khun
hatte, kam ich beim
Wat Rong Khun kurz vor Chiang Rai direkt neben der Straße aus dem Staunen nicht heraus. Der buddhistische Tempelkomplex eines reichen thailändischen Künstlers hatte ein völlig anderes Aussehen als alles bisher Bekannte. Die Bauelemente waren gänzlich in weiß gehalten und von der Distanz konnte man glauben, tiefer festgefrorener Raureif mit einer Prise Kristallzucker hätte sich auf der Anlage gebildet. Der Zugang erfolgt über einen Teich mit Unmengen von Fischen, die wild um das von Angestellten geworfene Futter balgten. Ein betonierter Steg führt weiter zur Pagode. Aus dem Wasser ragen unzählige nach Hilfe ringende weiße Hände und bizarre Figuren säumen den Weg. Schließlich glaubt man an sich auftürmenden weißen Eiswänden vorbei zu gehen. Der grüne Rasen, den es außen auch noch gibt, bildet einen starken Farbkontrast zu dem vielen Weiß. An der Seite steht eine ganze Reihe eleganter weißer Zusatzgebäude mit diversen Funktionen. Bei meinem Besuch fand in einer offenen Halle eine Meditation von Mönchen und Laien statt. In einem Museum stellte der Künstler seine fantasiereichen Bilder aus, die mir sehr gefielen. Wenig später waren wir in Chiang Rai angekommen und fanden schnell die passende Unterkunft für mich. Im neuen
„LA VIE EN ROSE“ Hotel fühlte ich mich sofort wohl, alles funktionierte gut und die Atmosphäre war hervorragend. Der gebotene Preis war mehr als in Ordnung und ich konnte mich über die großen Unterschiede der verschiedenen Hotels in Bezug auf Preis und Leistung nur mehr wundern.